Kein Buch der Bibel sagt so viel über Seelsorge wie das Buch Hiob. In Gestalt des leidgeprüften Hiob bietet es eine Fülle von Informationen über die Erfahrung existenzieller Lebenskrisen, die auch den Glauben bis zum Äußersten belasten und die Frage nach dem Sinn des Leidens zur schwersten Herausforderung werden lassen. Wie kann ein Leidender wie Hiob überhaupt seine Krise sinnvoll bewältigen? Wie können wir ihm helfen? Die Freunde Hiobs, deren Hilfsbemühung das Hiobbuch in aller Ausführlichkeit erzählt, sind das Musterbeispiel schlechthin für eine gut gemeinte Seelsorge, die völlig misslingt, weil sie nicht bereit sind, sich auf Hiob einzulassen, um mit ihm zu leiden und zu verstehen, was er wirklich braucht. Ihr Benehmen spiegelt sich auch heute noch in vielen Seelsorgeerfahrungen, die den Betroffenen mehr schaden als nützen, weil sie aufgrund von Vorurteilen, Besserwisserei und Ungeduld Druck ausgeübt wird, wo Verständnis, Entlastung, bescheidene Zurückhaltung und stärkender Zuspruch nötig wären, bis hin zu Seelenvergewaltigungen im Namen Gottes, für die man zu Recht die Bezeichnung ¿geistlicher Missbrauch¿ gebildet hat. Weil wir so viel für die Seelsorge lernen können aus dem tiefsinnigen Hiobdrama, das fraglos zu den großen Klassikern der Weltliteratur gehört, liegt nichts näher, als für die Ausbildung und Fortbildung von Menschen in Seelsorge, Krisenbegleitung und Beratung eine Handreichung zur Verfügung zu stellen, die sie in den seelsorgerlichen Wissensschatz des Hiobbuchs gründlich und umfassend einführt. Diesem Zweck dient diese detaillierte biblisch-psychologische Hiobauslegung in seelsorgerlicher Perspektive.