Während seines gesamten Berufslebens beschäftigte sich der deutsch-amerikanische Architekt Konrad Wachsmann (1901-1980) mit Fragen der Konstruktion und Vorfabrikation in der Architektur, insbesondere mit der Herstellung von Fertigbauelementen und ihrer Verwendung in modularen Strukturen. Zeitgenössische Grössen wie Renzo Piano und Richard Rogers haben sich von Wachsmanns Ideen inspirieren lassen.
«Konrad Wachsmann and the Grapevine Structure» versammelt die Ergebnisse jahrelanger Forschung des Schweizer Architekten Christian Sumi und wirft neues Licht auf das Lebenswerk dieses höchst kreativen Modernisten. Im Zentrum steht Wachsmanns dynamische Grapevine Structure von 1953 - ein vielseitiges Bauelement, das er mit Studenten des damaligen Chicago Institute of Design entwickelte. Daneben werden Wachsmanns Packaged House System, seine Möbelentwürfe und seine versetzbaren Hangars für die US Air Force betrachtet. Zweiter Schwerpunkt des Buches ist sein Local Orientation Manipulator (LOM), eine Apparatur für den Zusammenbau von Fertigbauelementen, die Wachsmann 1969 zusammen mit John Bollinger und Xavier Mendoza entwickelte. Fabio Gramazio, Matthias Kohler und Hannes Mayer (Gramazio Kohler Research, ETH Zürich), Spezialisten für roboterbasierte Fabrikationsprozesse in der Architektur, betrachten Wachsmanns LOM aus unserer heutigen Perspektive, in der computergestützte Bauprozesse längst zur Norm gehören.
Die Architekten Hermann Czech und Friedrich Kurrent zeigen in einem Interview mit Marko Pogacnik die Bedeutung von Wachsmanns legendären Seminaren an der Sommerakademie in Salzburg (1956-1960) auf. Und der Neurowissenschaftler Andreas Burkhalter vergleicht in seinem Essay das Grapevine-Projekt mit möglichen ähnlichen Strukturen im menschlichen Gehirn. Veröffentlicht zur Konrad-Wachsmann-Ausstellung an der Architekturbiennale 2018, bietet das reich bebilderte Buch zahlreiche Pläne und Fotos, die hier zum ersten Mal veröffentlicht werden.