Johann Ulrich Müller, als Baumeistersohn in Frauenfeld geboren, ist heute nur noch durch eine Episode in Gottfried Kellers «Der grüne Heinrich» bekannt. Müller war der Jugend- und Schulfreund des späteren Schriftstellers und stand mit ihm eine Zeitlang in regem Briefwechsel. In Kellers teilweise autobiografischem Roman spielte er eine unrühmliche Rolle. Das Urteil der Nachwelt über den echten Müller fi el daher auch mehrheitlich negativ aus: Ihre Beziehung sei «einer der vielen Holzwege» in Kellers Leben gewesen, aus Müller sei «nichts Rechtes geworden». Die Autorin hat sich auf Spurensuche gemacht und Erstaunliches zutage gefördert. In manchem war der feurige Steinmetzgeselle und Architekturstudent Kellers Schicksalsgefährte. Beide standen vermeintlich vor dem Nichts, als ihre ersten Berufsträume platzten. Doch auch der von Schulden geplagte Baumeister rappelte sich wieder auf. Während Gottfried Keller Dichter wurde, wanderte Johann Müller nach Übersee aus und fand seine Berufung als Zivilingenieur und Kartograf im Auftrag des amerikanischen Kriegsministeriums.