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Bertrand Russell (1872-1970) gilt als einer der Begründer der analytischen Philosophie. Als junger Logiker entdeckte er die Antinomie der Mengenlehre und stürzte dadurch die Mathematik in eine Grundlagenkrise. Die zur Krisenbewältigung gemeinsam mit Alfred North Whitehead (1861-1947) verfassten »Principia Mathematica« waren ein Meilenstein der logischen Grundlagenforschung. Während des Ersten Weltkriegs gab er seine Position am Trinity College im englischen Cambridge auf und setzte sich mit Nachdruck für Frieden ein; seither ist er als Pazifist bekannt. Er war viermal verheiratet, hatte drei Kinder und musste wegen seines Antikriegseinsatzes zweimal ins Gefängnis. Den Lebensunterhalt bestritt er aus seinen Honoraren für Vortragsreisen und Buchveröffentlichungen; insgesamt veröffentlichte er über 60 Bücher, in denen er provokante Thesen zur theoretischen Philosophie, zur Erziehung, zur Sexualmoral, zur politischen Macht, zur Religion sowie zu Krieg und Frieden verfocht. Die Modernität, Klarheit und Eleganz seiner Essayistik brachte ihm 1950 den Literatur-Nobelpreis ein. Olaf Müller, geb. 1966, Professor für Philosophie (mit Schwerpunkt Wissenschaftsphilosophie) an der Humboldt-Universität zu Berlin. |